Der Warteturm
Wer durch das mittlere Pfrimmtal fährt, erblickt auf dem Albisheimer Wingertsberg, oberhalb des Ortes, einen Turm von mäßiger Höhe, den Wartturm. Hierbei handelt es sich um einen Rundturm, erbaut aus unregelmäßigem Bruchsteinmauerwerk mit dem Kalkstein aus der Umgebung, etwa 8 m hoch und einem Durchmesser von ca. 3 m. Der leicht vorspringende Zimmerkranz aus Ziegelstein samt der Freitreppe stammt aus dem 19. Jahrhundert.
Aus der Geschichte des Warteturms
Wer durch das mittlere Pfrimmtal fährt, erblickt auf dem Albisheimer Wingertsberg, oberhalb des Ortes, einen Turm von mäßiger Höhe, den Wartturm. Hierbei handelt es sich um einen Rundturm, erbaut aus unregelmäßigem Bruchsteinmauerwerk mit dem Kalkstein aus der Umgebung, etwa 8 m hoch und einem Durchmesser von ca. 3 m. Der leicht vorspringende Zimmerkranz aus Ziegelstein samt der Freitreppe stammt aus dem 19. Jahrhundert. Etwa 5 m über dem Boden erkennt man drei kleinere und ein größerer Fensterrahmen, letzterer vermutlich an der Stelle des ursprünglichen Einstiegloches auf der Südostseite. Außer diesem Wartturm sind im Donnersberger Vorland noch zwei weitere Warttürme bekannt; der Wartturm auf dem Schillerhain in Kirchheimbolanden und der Wartturm bei Alzey.
Über das Alter dieser Warttürme wurde schon viel gerätselt. Während die Erbauung des Alzeyer Wartturmes im 13. – 14. Jahrhundert vermutet wird, und die Bauzeit des Kirchheimbolander Turms im 14. -15.Jahrhundert liegen dürfte, kann man wohl auch die Errichtung des Albisheimer Wartturmes in diese Zeit legen. Albisheim war zu dieser Zeit Marktflecken und fester Ort. Erstmals nachweisbar wird der Turm 1551 bei der Begrenzung eines Weinberges als „Die Warte” erwähnt. Im Nahrungsbuch von 1725 ist er wieder als Begrenzung von Grundstücken öfters als „Die alte Warte” genannt. In den unruhigen Zeiten des Mittelalters dienten diese Warttürme als Meldeeinrichtung. Sobald der Turmwärter in der weiten Runde eine Staubwolke aufziehen sah, meldete er Gefahr im Verzug. Mit optischen Zeichen, Rauchwolken oder Feuerzeichen, verständigten sich die Turmwächter. Die Bewohner wurden alarmiert und konnten dann ihre Habseligkeiten noch rechtzeitig in Sicherheit bringen. Mit der Erfindung des Schießpulvers und dem Wandel in der Kriegsführung hatten sich allerdings die alten Befestigungs- und Wehranlagen überlebt. Auch die Warttürme hatten ihren Sinn verloren. In den folgenden Jahrhunderten waren sie nicht mehr beachtet und waren nur noch Zeugen der Vergangenheit.
Zu Ehren kamen sie noch einmal in der Franzosenzeit. Nach mündlicher Überlieferung sollen sie der Nachrichtenübermittlung der napoleonischen Armee gedient haben. Im Archiv der Gemeinde Albisheim finden sich aber keinerlei Rechnungen, dass die Gemeinde für Wachsoldaten auf der Warte Verpflegung oder Unterkunft gestellt hat. Wenn die Albisheimer Warte auch nicht auf dem höchsten Punkt des Wingertsberges stand, so war der Standort doch richtig gewählt, nämlich im Winkel der alten Frankenstraße, die durchs Tal verlief und der alten Heerstraße, die von Göllheim kommend, über den Hungerberg und den Osterberg zum Rhein führte.
Wind und Wetter, aber auch das Alter, setzten dem Albisheimer Wartturm gewaltig zu, und so kam es, dass er in der Mitte des vorigen Jahrhunderts reparaturbedürftig wurde. Weil aber im Gemeindesäckel keine Mittel für diesen Zweck vorhanden waren, beschlossen die Gemeindebürger, das nötige Geld selbst aufzubringen. Sammlungen bei den Bewohnern des Dorfes und eine Verlosung – sie bedurfte der Genehmigung des Königlich-Bayerischen Innenministeriums – erbrachten die Summe von 384 Gulden; weitere 60 Gulden steuerte die Gemeinde bei. Damit waren die Unkosten für die Renovierung in Höhe von 444 Gulden und 10 Kreuzer gedeckt. Die Freude bei den Albisheimern war groß, und deshalb feierten sie auch an einem Julisonntag 1862 das Fest am Wartturm, von dem man noch lange erzählte.
Durch Kriegs- und Wetterschäden musste der Turm auch in unserem Jahrhundert wieder mehrmals repariert werden. Besonders hart traf es den Wartturm schließlich in den letzten Tagen des Jahres 1977, denn bei einem schweren Wintergewitter schlug ein Blitz ein und beschädigte die Treppe so sehr, dass sie nicht mehr begehbar war. Geld für eine Reparatur war wiederum nicht vorhanden.
Doch als ein Mitbürger eine größere Summe Geld zur Verfügung stellt, erwachte wieder der Gemeinschaftsgeist der Albisheimer.
Die Männer der Freiwilligen Feuerwehr und viele freiwillige Helfer opferten ihre Freizeit an Samstagen und behoben den Schaden. Aber nicht genug damit. Das Gelände um den Turm wurde terassenförmig angelegt, ein Tisch und Bänke aufgestellt, schließlich eine Unterkunftshütte errichtet. Zum Abschluss wurde wieder ein zünftiges Fest gefeiert. Und weil dieses Fest am Wartturm so wohl gelungen war, wurde es lange Zeit am Marktmontag alljährlich wiederholt. Da dies aber den Markttrubel aus dem Ort zog, beschloss man, das Fest separat an einem Samstag in den Sommermonaten durchzuführen.
Dann herrscht stets ein munteres Treiben um den altehrwürdigen Wartturm, der Albisheimer liebstes Kind.
Haupttext: Ludwig Wasem aus der Festschrift “Albisheim – 1150 Jahre”
Aktualisiert und digitalisiert: Rainer Schroedel