Rüdiger Unger
Rüdiger Unger wurde 1946 in Ludwigshafen am Rhein geboren. 1966 machte er am Johann-Sebastian-Bach-Gymnasium in Mannheim sein Abitur, um anschließend von 1966 bis 1972 Evangelische Theologie, Ägyptologie, Altorientalistik, Semitistik und Sprachen des Christlichen Orients in Heidelberg zu studieren. Von 1972 – 1974 arbeitete er als geprüfte Hilfskraft am orientalischen Seminar, 1974/75 als Religionslehrer an der Grund- und Hauptschule Limburgerhof und von 1975 bis 1977 als Vikar in Ludwigshafen. 1977 trat er sein Amt als Pfarrer in Albisheim an, das er bis zu seinem Wechsel 1994 zum Dekan des Kirchenbezirks Kirchheimbolanden ausübte. Nebenher bearbeitete und veröffentlichte er zahlreiche Übersetzungen christlich-orientalischer Schriften und wirkte als Lehrbeauftragter für die Kunde des christlichen Orients an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.
Krankheitsbedingt ging er 1998 vorzeitig in den Ruhestand. Die Familie zog nach Bolanden um.
Als er sich auf die Pfarrstelle in Albisheim bewarb, wurde er von der Albisheimer Bevölkerung herzlich aufgenommen, die seinen trockenen Humor und seine deftig-bodenständige Art schnell zu schätzen wusste. Auf der Kanzel faszinierten seine stimmgewaltigen Predigten mit aktuellen Themen, seine ungezwungenen Trau- und Taufgespräche erfreuten die Gesprächspartner.
Unterstützt von seiner Frau Eva, die sich besonders in der Frauenarbeit und für das Volksbildungswerk einsetzte, war er nicht nur im Rahmen seines Amtes tätig, sondern engagierte sich darüber hinaus zum Wohle der Gemeinde. Da ihn die Geschichte von Albisheim schon immer interessiert hatte, forschte und sammelte er intensiv und eignete sich ein profundes Wissen an, das er trotz starker gesundheitlicher Einschränkungen bis zu seinem Tode immer einzusetzen wusste.
Während seiner Albisheimer Zeit, auf die er gerne zurückblickte, beteiligte er sich an der Festschrift der 1150 Jahrfeier mit einem ausführlichen “Abriss der Kirchengemeinde von Albisheim bis 1985”, dem Beitrag “Von den Mennoniten zu Albisheim” und einem kulturhistorisches Zeugnis über den “Judenfriedhof zu Albisheim”, wofür er zahlreiche Inschriften auf den Grabsteinen des Jüdischen Friedhofs übersetzte. Selbstverständlich unterstützte er auch die Gestaltung der Dorffahne. Der Wortlaut der traditionellen “Königspredigt” in ihrer heutigen Form wurde von ihm verfasst. Durch seinen Sinn für Kunst vermittelte er das Passionstryptichon des Malers Hermann Hoormann als Stiftung für die Peterskirche und lieferte den beiden Künstlern Lisa Bihlmann und Wolf Münninghoff die Grundlagen zur Gestaltung des Wandfries’ im Dorfgemeinschaftshaus. Als Gründungsmitglied des Geschichts- und Heimatvereins setzte er sich ebenso für seine Wahlheimat ein wie als langjähriger Schriftleiter des Donnersberg-Jahrbuches.
Rüdiger Unger wollte immer zum Wohle der Leute wirken, die Integration ins Dorfleben war ihm wichtig und die Verbindung von Kirche und Dorf sein erklärtes Ziel. Er wurde am 16. November 2002 feierlich zum Ehrenbürger von Albisheim ernannt. Am 13. November 2007 erlag er seiner Krankheit im Alter von 61 Jahren und fand seinem Wunsch entsprechend auf dem Albisheimer Friedhof seine letzte Ruhestätte.
Text: Friedrich Strack