Von der Schule in Albisheim

Mit der Geschichte unseres Heimatdorfes ist auch die Geschichte der Schule eng ver­bunden, wenn auch nur über eine Zeit von 400 Jahren. Die Errichtung dieser Dorfschule geht zurück bis in die Zeit der Reformation. Sie hat vielfache Änderungen erlebt, bis sie sich über die Volksschule bis zur Grund – und Hauptschule unserer Zeit gewandelt hat. Nach der Einführung der „neuen Lehre“ visitierte Martin Luther die Kirchen in den Dörfern und war entrüstet über die Unwissenheit der Landbevölkerung, nicht nur in religiösen Dingen, sie konnten auch weder lesen noch schreiben und auch vom Rech­nen hatten sie keine Ahnung. Deshalb empfahl er den Landesfürsten in den Dörfern ihrer Herrschaft, Schulen zu errichten. Diese Schulen sollten christliche Schulen sein. Sie wurden auch „teutsche Schulen“ genannt, im Gegensatz zu den Lateinschu­len in den Städten, die vielfach die Überlieferung der ehemaligen Klosterschulen wahrten.

Unser Heimatdorf Albisheim gehörte in jener Zeit zum Amt Kirchheim-Stauf der Herrschaft Nassau-Weilburg. Im Jahre 1555 führte der Graf von Nassau-Weilburg in seinem Herrschaftsgebiet auch die lutherische Lehre ein und übernahm als Richtlinie für die neue Lehre, die herzögl. zweibrückische Kirchenordnung, die auch die Er­richtung von „teutschen Schulen“ empfahl.

Bei der 1. Kirchenvisitation, die dann im Jahre 1575 im Amt Kirchheim durchgeführt wurde, wurden im Bericht auch schon 3 Schulen erwähnt, in Kirchheim, in Morsch­heim und in Albisheim. Diese Schulen wurden der Kirche angegliedert und verant­wortlich für die Durchführung des Unterrichts waren die jeweiligen Dorfgeistlichen. Wer den Unterricht erteilte, ist aus den Berichten nicht zu entnehmen. War es der Geistliche selbst oder war es ein junger, ihm zugeteilter Kaplan oder Vikar. Auch von einem Schulhaus wird noch nicht berichtet. Üblich war damals, dass ein Handwerker, Schuster, Schneider oder Weber, der des Schreibens oder Lesens und vielleicht auch des Singens kundig war, als Schuldiener für dieses Amt geeignet war, denn nebenher musste er auch als Glöckner und Vorsänger in der Kirche fungieren.

Der 30-jährige Krieg unterbrach nun die weitere Entwicklung des Schulwesens. Aber knapp ein Jahrzehnt nach dem Frieden zu Münster hatten die Albisheimer wieder eine Schule und auch einen Schulmeister. Aus der Beschreibung des Amtes Kirch­heim aus dem Jahre 1657 erfahren wir auch etwas über die Besoldung des Lehrers. Zur Naturalbesoldung hatte er das St. Marien Altargut, eine Wiese und einen Weinberg. Von jedem Kind bekam er im Jahr einen Gulden und als Glöckner bezog er vom Mönchhof (Groß-Otterberger Hofgut) 16 Malter Korn.

Aus einer Urkunde vom Jahr 1698 vernahm man zum ersten mal etwas von einem Schulhaus. Die Gemeinde tauschte ein Haus in der Westergasse (Obere Mühlgasse) gegen ein Haus in der Kirchgasse (heute Kirchgasse 2). Hier wurde bis zum Jahre 1743 unterrichtet. Da ein geregelter Schulbetrieb oft nicht durchgeführt wurde, geht aus einer Verord­nung des lutherischen Konsistoriums zu Kirchheim hervor, welches Klage führt, dass die Eltern ihre Kinder nur des Winters zur Schule schicken und des Sommers gar nicht. Deshalb bestimmte eine Verordnung, die von allen Kanzeln bekanntgegeben werde sollte „der letzte Termin für den Beginn der Schule sei die Woche nach dem Michaelisfest (29. September); alle Kinder sollten die folgende Herbst- und Winter­zeit bis in den Frühling und die angehende Maienzeit unausgesetzt zur Schule gehen“. Daraus ergibt sich, dass nur in der Winterzeit Schule gehalten wurde, weil die Eltern im Sommer die Kinder zur Arbeit brauchten. Auch sonst wurde die Erfüllung der Schulpflicht nicht sehr ernst genommen. Die Verordnung bestimmte sogar in den Dörfern Strafen für die Eltern, deren Kinder unentschuldigt der Schule fernblieben. Schulversäumnisse wurden mit einem Albus (10 Pfennig) bestraft. Trotz mangelhafter Ausbildung war es den Schulmeistern mit mehr oder weniger methodischer Geschicklichkeit gelungen, den Schülern nicht nur die Hauptstücke der christlichen Lehre beizubringen, sondern sie auch im Lesen, Schreiben, Singen und Rechnen zu unterrichten; denn ohne dieses Wissen wurden die Kinder nicht konfirmiert und aus der Schule entlassen. Im Jahre 1730 war die Schülerzahl in Albisheim stark angestiegen und das bisherige Schulhaus in der Kirchgasse war zu klein geworden. Die Gemeinde musste sich um ein größeres umsehen. Sie fand auch 1733 ein solches, ein großes neuerbautes Haus an der Ecke der Kirchgasse-Langgasse (Ostseite), das sie von J. Bennighof käuflich er­warb. In der 2. Hälfte des 18.Jahrhunderts regierte in der Herrschaft Nassau-Weilburg der Fürst Carl Christian, der in Kirchheim seine Dauerresidenz hatte. Er war ein fortschrittlicher und aufgeschlossener Regent. Um das Schul- und Bildungswesen anzu­heben, verfasste eine Kommission bestehend aus Geistlichen aller Konfessionen ein Buch, an dem die Kinder das Buchstabieren und Lesen leichter erlernen könnten.

Weil es aber keine religiösen Stoffe enthielt, lehnten die lutherischen Untertanen, worunter auch viele Albisheimer, die Einführung dieses Buches ab. Es kam zu einer Revolte, die als ABC-Buchkrieg in die Geschichte eingegangen ist. Der Frieden konn­te aber bald wieder hergestellt werden.

Doch lange sollte es nicht dauern. Gegen Ende des Jahrhunderts griff auch die franzö­sische Revolution auf die heutigen pfälzischen Lande über. Die Länder links des Rheins wurden zu Frankreich geschlagen. Die Schulen wurden unter die Trägerschaft der Gemeinde gestellt und die Lehrer nun auch von der Gemeinde besoldet, soweit es die Bargeldbesoldung betraf. Die Geistlichen hatten nur noch die Aufsicht über die Schule und Lehrer. Neuerungen für die Schule gab es keine, denn die Gemeinden hat­ten kein Geld; sie verschuldeten durch die vielen Kriege Napoleons 1. immer mehr. Das bisherige Schulhaus war in einem schlechten Zustand.

Nach der Franzosenzeit kam Albisheim mit dem Rheinkreis an Bayern und somit er­folgte auch eine Änderung im Schulwesen. Bayern hatte für seine Stammlande im Jahre 1804 einen „Lehrplan für die Volksschulen“ erlassen, der von den Ideen Pesta­lozzis beeinflusst war und 6 Hauptunterrichtspunkte hervorhebt: Gott, Mensch, Natur, Kunst, Sprache, Maß und Zahl. Alle diese Vorschriften wurden nun auch auf den Landesteil „auf den Überrhein“ übertragen. Im Jahre 1818 wurde in Kaiserslau­tern eine Lehrbildungsanstalt für die Pfalz errichtet, deren Besuch für alle Schulamts­kandidaten Pflicht war. Im Jahre 1836 wurden durch Verfügung der bayerischen Regierung Präparandenschulen errichtet, die jeder angehende Lehrer vor der Semi­narzeit besuchen musste.

Das damalige Schulhaus war unterdessen baufällig geworden. Der Giebel gegen die Kirchgasse war mit Balken und Stämmen abgestrebt und behinderte den Verkehr auf dem Weg nach Gauersheim. Erst nach einer 3. Eingabe der Gemeinde bei der Kreisre­gierung in Speyer wurde die Erlaubnis erteilt, ein neues Schulhaus zu bauen. Nach dem Abriss wurde auf den Fundamenten 1832 ein Neubau errichtet, mit 2 Lehrsälen, einer Lehrerwohnung und Verwaltungsräumen für die Gemeinde.

Die Lehrer, die nun kamen, konnten aufgrund ihrer entsprechenden Vorbildung ne­ben ihrer pädagogischen Tätigkeit auch noch die Gemeindeschreiberei versehen, denn der Organistendienst war obligatorisch und bei kulturellen Vereinigungen – Leseverein und Gesangsverein –  die Leitung übernehmen. Neue Lehrpläne und ihr Lesestoff waren den Erfordernissen der Zeit, der Technisierung angepasst. Der Unter­richt erstreckte sich über das ganze Jahr. Schuljahresbeginn war der 1. Mai, Schul­jahresende der 30. April.

In der 2. Hälfte des vorigen Jahrhunderts nahm Albisheim einen gewaltigen Auf­schwung. Die Bevölkerungszahl stieg, ebenso die Zahl der schulpflichtigen Kinder. So war bald eine 3. Schulstelle fällig und ein neues Schulhaus, das auch 1908 in der Ostergasse erbaut und bezogen wurde. Diese 3. Schulstelle wurde mit jüngeren Leh­rern besetzt, die öfters wechselten.

Nach dem 1. Weltkrieg gab es auf schulischem Gebiet manche Änderung. Die Lehrer wurden Landesbeamte, die geistliche Schulaufsicht wurde durch staatliche Fachauf­sicht abgelöst und an Stelle der kirchlichen Distriktschulinspektion trat das Kreis-Schulamt.

Nach Einführung des 8. Schuljahres in den 30er Jahren wurde eine 4. Schulstelle geschaffen. Allerdings fehlte es dafür an einem Lehrsaal. Pläne für die Erweiterung des Schulhauses in der Ostergasse waren entworfen. Doch zur Ausführung sollte es erst nach dem Kriege im Jahre 1952 kommen. Ein Anbau mit 2 neuen Schulsälen und im Erdgeschoß mit einer Schulküche beherbergte nun die ganze Schule, an der nun 5 Lehrkräfte, 4 wissenschaftliche und 1 technische wirkten. Doch nur noch kurze Zeit war der hiesigen Schule beschieden. Die Schulreform brachte Grund- und Haupt­schule und die Verwaltungsreform die Zusammenlegung der Schulen in 2 Schulorte. Albisheim verlor seine Schule, die eine der ältesten der Umgebung war und rund 400 Jahre bestand.

Die Namen der Lehrer, die an der Albisheimer Schule wirkten:

Waldlauber um 1620, Hans Jakob Grün 1682, Georg Albert Haaß 1690, Werling (auch Werlin geschrieben) 1699, Conradi 1724, Georg Rothenberger 1730, Friedrich Rothenber­ger 1739, Joh. Küster 1777, Reusenberger 1784, Joh. P. Ewald 1810, Nebinger um 1830, Andr. Müsel und Joh. Dern um 1880, J. Neumüller und Gg. Wagenseil 1910, Dan. Böhm um 1926, W. Göhring und K. Winiker bis 1945, Hch. Harst 1949. Um 1955 W. Christmann, A. Beyer, Hermann Landfried, Frl. Appel, Frl. Schenke. Um 1970 L. Wasem, R. Giehl, Frau Stutzmann, Frau Völpel und Frau Kayser. Eine größere Anzahl jüngerer Lehrer und Lehrerinnen waren sehr oft nur kürzere Zeit und als Aushilfe an der Schule tätig.

Siehe auch Bericht über das 100-jährige Bestehen des Schulhauses in der Dorfzeitung 03/2008.

Ludwig Wasem, Quelle: Festschrift anl. der 1150 Jahr-Feier der Gemeinde Albisheim, 1985.
Digitalisiert und überarbeitet: Rainer Schroedel